Kapselhüllen
Bei Gelatine handelt es sich um ein Stoffgemisch aus tierischem Protein.
Allerdings fehlt es Gelatine an der essentiellen Aminosäure Tryptophan, daher gilt Gelatine nicht als vollwertiges Protein. Gelatine ist farblos und geschmacksneutral. Der Hauptbestanteil von Gelatine ist hydrolisiertes Kollagen, welches aus dem Bindegewebe von Schweinen, Rindern und anderen Tieren bezogen wird. Gelatine ist sehr temperaturempfindlich und wird ab etwa 50 °C flüssig.
In Europa wird die verwendete Gelatine für die Nahrungsmittelindustrie zu mehr als 50% von verschiedenen Schweinearten bezogen, für das Herstellungsverfahren werden u.a. Knochen und Haut verwendet. Zu Beginn des Herstellungsverfahrens werden Knochen und Haut der Hydrolyse (Aufschlussverfahren) unterworfen. Dabei werden die Peptid-Bindungen aufgespalten, wodurch das enthaltenen Kollagen wasserlöslich wird und sich extrahieren lässt. Anschließend erfolgt entweder eine Säurebehandlung oder eine basische Behandlung des Materials. Bei ersterem wird mit Schwefel- und Salzsäure gearbeitet, bei der basischen Behandlung hingegen kommen Ammoniak und Kalkmilch zum Einsatz.
Seit Jahrzehnten verwendet die Industrie Gelatine zur Herstellung unterschiedlicher Produkte, darunter
Nahrungsmittel: z.B. als Stabilisator, Klärungs- und Verdickungsmittel findet sich Gelatine in Marmelade, Joghurt, Käse, Margarine, Light-Produkten, Süßigkeiten (z.B. Gummibärchen, Lakritze, Schokoküsse), Desserts (z.B. Götterspeise, Schlagsahne), Säften, Bier u.a.
Kosmetika: Lippenstifte, Gesichtscremes, Hautlotions, Haarpflegeprodukte u.a.
Auch in den Bereichen Fotographie und Geigenbau sowie zur Herstellung pharmazeutischer Produkte kommt Gelatine bereits seit langer Zeit bevorzugt zum Einsatz. So werden Kapselhüllen (Hart- und Weichkapseln) seit jeher aus Gelatine hergestellt. In die Gelatinekapseln wird der jeweilige Arzneistoff eingefüllt, durch das Kauen erwärmt und verflüssigt sich die Gelatine im Mund und der Arzneistoff kommt frei und gelangt in den Körper.
Trotz zahlreicher Anwendungsgebiete wird der Einsatz von Gelatine seit längerem bereits stark kritisiert – vor allem der BSE-Skandal trug dazu bei, dass viele Verbraucher begonnen haben Gelatine zu meiden. Auch die Food and Drug Administration (FDA) beobachtet seit geraumer Zeit das mit Gelatine in Verbindung stehende potentiell erhöhte Risiko für die Übertragung tierischer Erkrankungen. Zudem ist Gelatine nicht vegan/vegetarisch.
Aus diesem Grund setzten immer mehr Verbraucher auf Gelatine-Ersatzprodukte. Nicht-Gelatine-haltige Kapselhüllen werden aus Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) hergestellt. Dabei handelt es sich um eine mit Propylenoxid substituierte Methylcellulose. HMPC gilt als hervorragender Ersatz für Gluten. Klinische Studien haben gezeigt, dass das Ersetzen von Gluten mit HPMC einen vorteilhaften Effekt auf den Cholesterinspiegel sowie andere gesundheitsfördernde Effekte hat. Der Herstellungsprozess basiert auf dem Quellen von Cellulose in heißer Natronlauge. Für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie muss die Herstellung unter den sogenannten GMP-Bedingungen erfolgen. Die Herstellung von Kapselhüllen aus Cellulose ist im Vergleich zur Herstellung von Kapselhüllen aus Gelatine wesentlich teurer.
Zusammenfassend zeigt ein Vergleich von Kapselhüllen aus Gelatine und Kapselhüllen aus Cellulose: