Über kaum ein anderes Lebensmittel gibt es so viele Pro- und Kontra-Diskussionen wie über die gute alte Milch. Milch ist umstritten – während die einen behaupten, dass Milch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Gesundheit leistet und sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ein wichtiges (Grund-)Nahrungsmittel ist, sind andere davon überzeugt, dass Milch der Gesundheit schadet und vom Speiseplan beseitigt gehört.
Nährstoffe in der Milch
Jeder weiß was Milch ist, aber was ist Milch denn nun eigentlich genau? Bei Milch handelt es sich um eine weiße und trübe Emulsion von Proteinen, Zucker (Milchzucker), Fett (Milchfett) und Wasser. Das Milchfett ist im Wasser emulgiert, des Weiteren sind Kohlenhydrate, verschiedene Vitamine und Spurenelemente im Wasser gelöst. Bei den in der Milch vorkommenden Proteinen handelt es sich zu einem Großteil um sogenannte Caseine, das wichtigste Kohlenhydrat in der Milch ist Laktose.
Menschen verwerten die Milch von unterschiedlichen Tieren, darunter Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Büffel – einfachheitshalber beziehen sich die hier angeführten Angaben auf Kuhmilch.
Kuhmilch setzt sich zu etwa 87% aus Wasser, zu 4.8% aus Kohlenhydraten, zu 3.5% aus Eiweiß und zu etwa 4% aus Fett zusammen, wobei die genaue Zusammensetzung zwischen den unterschiedlichen Milcharten (Vollmilch, fettarme Milch, Magermilch, laktosefreie Milch) und Produzenten/Marken variieren kann. Darüber hinaus sind in der Milch eben noch einige wichtige Vitamine und Mineralstoffe gelöst, darunter Calcium, Kalium, Magnesium, Phosphor, Carotine und die Vitamine A, B1, B2, C und D. Milch ist somit ein sehr vielfältiges Naturprodukt mit einer relativ ausgewogenen Zusammensetzung an unterschiedlichen Nährstoffen.
In 100ml Vollmilch sind etwa 3.3g Proteine, 4.7g Kohlenhydrate, 3.5g Fett und 64kcal enthalten, zudem nimmt man mit 100ml Vollmilch etwa 2mg Vitamin C, 0.03mg Vitamin A, 0.088ng Vitamin D, 0.04mg Vitamin B1, 0.18mg Vitamin B2, 120mg Calcium, 92mg Phosphor, 140mg Kalium, 12mg Magnesium und andere Nährstoffe auf1.
Wenn Milch den Körper also mit so vielen wichtigen Nährstoffen versorgt, wieso wird sie dann von so vielen Menschen gleichzeitig als ungesund und gesundheitsschädigend bezeichnet?
Intoleranzen und Unverträglichkeiten
Nun, da wäre zunächst das Problem der Intoleranzen und Unverträglichkeiten. Viele Menschen vertragen keine Milch – Laktoseintoleranz zählt zu den häufigsten Unverträglichkeiten überhaupt. Rund 95% aller Asiaten haben eine Laktoseintoleranz, bei Südamerikanern sind es über 50% und bei Kaukasiern immerhin 15%.
Um Laktose verdauen zu können, ist das Enzym Lactase erforderlich. Lactase spaltet den Milchzucker und macht ihn verdaulich. Während die Lactase-Produktion bei Kleinkindern voll ausgeprägt ist, geht sie in den späteren Lebensjahren teilweise oder voll zurück – der Körper ist dann nicht mehr in der Lage den Milchzucker zu verdauen und so stellt sich bei manchen Menschen eine Intoleranz ein.
Ursprüngliche Funktion der Milch
Darüber hinaus ist es sinnvoll sich kurz mit der ursprünglichen Funktion von Milch auseinanderzusetzen: Kuhmilch ist von der Natur eigentlich dazu gedacht ein Kalb mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen, sodass dieses binnen kurzer Zeit viel Gewicht zunehmen kann. Kuhmilch war von der Natur weniger für die Versorgung des Menschen vorgesehen, hierfür gibt es ja die natürliche Muttermilch und zwischen dieser und der Kuhmilch gibt es hinsichtlich der Zusammensetzung nun mal einige Unterschiede. Trinken wir also Kuhmilch, dann nehmen wir grob betrachtet jenes Produkt zu uns, das ursprünglich zur gesunden Entwicklung eines Kalbs vorgesehen ist…
Das Problem der Kontaminierung
Milch wird weltweit von vielen Menschen in besonders großen Mengen konsumiert. Um den großen Bedarf an Milch zu decken, werden u.a. synthetische Hormone eingesetzt. Mit diesen soll die Milchproduktion von Kühen angekurbelt werden. Dadurch ergibt sich allerdings ein weiteres Problem: Kühe müssen Milchmengen produzieren, die so von der Natur niemals vorgesehen waren und reagieren darauf mit Krankheiten und Entzündungen wie etwa Mastitis (Entzündung der Milchdrüsen). Behandelt werden sie mit Antibiotika und so kann es passieren, dass synthetische Hormone, Antibiotika, aber auch Pestizide und andere Substanzen in der Milch landen…2
Zusammenhang zwischen Milch und Krankheiten
Ein Hauptgrund für die zahlreichen kontroversen Diskussionen zum Thema Milch ist der teils in Studien nachgewiesene Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und chronischen Krankheiten wie Osteoporose, kardiovaskulären Erkrankungen, Krebs und Diabetes mellitus. So konnte im Rahmen einer schwedischen Kohortenstudie gezeigt werden, dass ein langjährig erhöhter Milchkonsum bei Frauen das Risiko für Knochenbrüche begünstigt3 und wieder andere Studie belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko für Eierstockkrebs, Prostatakrebs und insulinabhängigem Diabetes und erhöhtem Milchkonsum gibt. Solchen Studien stehen allerdings Arbeiten wie z.B. eine 2014 veröffentlichte Meta-Analyse von 14 Kohortenstudien gegenüber, die gezeigt hat, dass der Konsum von Milchprodukten das Risiko für die Entwicklung von Typ 2-Diabetes senken kann4. Das zeigt, dass es auch bei klinischen Studien zum Thema Milch viel Pro und Contra gibt.
Fazit
Das Thema Milch ist kontrovers und teils verwirrend, nichtsdestotrotz gibt es ausreichend viel Evidenz dafür, dass der Konsum von zu viel Milch und zu vielen Milchprodukten das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen kann. Allerdings sollten manche Studienergebnisse immer auch mit einem kritischen Auge betrachtet werden, da nicht alle Ergebnisse repräsentativ sind bzw. auf die Allgemeinheit oder bestimmte Populationen ausgelegt werden können.
Fakt ist, dass Milch eine Vielzahl an wichtigen Nährstoffen enthält. Gleichzeitig kommen die in der Milch enthaltenen Nährstoffe auch in vielen anderen Lebensmitteln vor, sodass sich Veganer oder Menschen, die prinzipiell auf Milch verzichten keine Sorgen über einen möglichen Kalzium-, Magnesium oder Vitamin B-Mangel machen müssen, wenn sie sich ansonsten ausgewogen und gesund ernähren.
Für Milchtrinker gilt: Egal ob Vollmilch, fettarme Milch, Magermilch oder laktosefreie Milch – Milch in Maßen ist ok, zu viel davon kann der Gesundheit auf Dauer jedoch schaden. Und wenn man bedenkt, dass ein großer Latte to go schon fast auf einen halber Liter (!) Milch kommt, dann ist es wenig verwunderlich, dass die meisten Milchtrinker eben zu viel Milch täglich konsumieren. Also lieber den einen oder anderen Latte durch einen Tee oder Espresso mit wenig Milch ersetzen und hier und da zu Alternativen aus Soja greifen – beides bringt Abwechslung und tut gut…
- fddb
- PETA Deutschland
- Michaëlsson K. et al., BMJ 2014; 349 doi
- Dairy nutrition
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